RESISTENZ - MUSEUM

"Museo Casa Cervi"

Via Fratelli Cervi 9

42043  G a t t a t i c o

Di. - Fr. 10 - 12.30 Uhr

Sa. / So. auch 15 - 18 Uhr

Tel.: +39/ 0522 / 67 83 56

www.istitutocervi.it

www.istoreco.re.it

www.memorieincammino.it

 

Poligono di Tiro,- Schießstand von Reggio Emilia, 28.Dezember 1943:

Erschießung von den Brüdern Gelindo, 42 Jahre,Vater von drei Kindern,

Antenore, 39 Jahre, Vater von 3 Kindern, Aldo, 42 Jahre, Vater von

2 Kindern, Ferdinando, 32 Jahre, Agostino, 27 Jahre, Vater von 3 Kindern,

Ovidio, 25 Jahre und Ettore Cervi, 22 Jahre sowie Quarto Camurri, 22 Jahre.

Die Geschichte von Alcide Cervi ist untrennbar mit allem verbunden was

vorher geschah, aber vor allem was nach dem Tod seiner Söhne begann,

als er aufhörte, Alcide Cervi zu sein und anfing, Papa Cervi zu werden.

Ein Rückblick:

Bereits seit den 30-er Jahren lag es bei der politisch engagierten

Familie Cervi in der Natur, sich gegen das Kolonialregime sowie gegen

die faschistische Diktatur aufzulehnen. Alcide, der bis 1921

Mitglied der Volkspartei war und den Reden des Sozialisten

Camillo Prampolini folgte, erzog seine Kinder zu einem mit Glauben

verbundenem Engagement. Von der Mutter Genoeffa Cocconi bekamen

die Kinder die Liebe zum Lesen mit sowie die Neugier für Kultur und

Wissenschaft. Es ist eine Familie der Autodidakten, geprägt von einem

starken Wunsch nach sozialer Emanzipation.  So suchen sie neue Wege

und ziehen 1934 auf den Bauernhof Campirossi, zwischen Caprara

und Praticello gelegen, in der Provinz von Reggio Emilia, den sie von

da an in einen modernen Landwirtschaftsbetrieb verwandeln und in dem

sich alle ihre kulturellen Interessen wiederspiegelten.

Im Juli 1943 wurde Mussolini gestürzt und im September kam es

seitens der neuen italienischen Regierung zum Waffenstillstand

mit den Westalliierten. Der 8.September 1943 spaltete die

Bevölkerung, mobilisierte den Untergrund sowie die kriegsführenden

Kräfte und führte zur harten Konfrontation zwischen Faschisten und

Antifaschisten über die Kontrolle des Territoriums.

Die Familie Cervi ist eine aktive, moderne und aufrührerische Familie.

Ihre Söhne waren nach dem 8.September die ersten, die zu den Waffen

griffen, um ihre Werte gegnüber den faschistischen Gruppen zu verteidigen.

Ihr Anwesen wurde ein Zufluchtsort für Flüchtlinge und

Wiederstandskämpfer jeglicher Nationalität. Noch nie zuvor war die

Repressionsmaschinerie des Konfliktes jedoch so nah gekommen,

wie am 25.November 1943.., als die 7 Söhne verhaftet werden.

Für die Frauen und Kinder heißt es Abschied zu nehmen und sie

werden begleitet von Momenten der Angst der gewaltsamen

Loslösung sowie dem Verlust von Zuneigung und Nähe.

Von da an begann die symbolische Rolle der Familie Cervi,

die die gesamte Geschichte der lokalen Befreiungsbewegung

durchzieht und die über den Krieg hinaus ihre Opfer mit Hingabe

verkörpern werden. Im Alter von 68 Jahren erleidet Alcide Cervi,

Vater von 9 Kindern, die Härte der Gefangenschaft. Am meisten

fehlen ihm jedoch jegliche Nachrichten von seinen inhaftierten Söhnen,

die er nach deren Erschießung am 28.12.1943 nie mehr zu Gesicht

bekommen wird. Kurz darauf, am 9.Januar 1944, wird

Reggio Emilia bombardiert, was ihm die Möglichkeit gibt, aus dem

Gefängnis zu fliehen. Er erreicht seinen Heimatort und erlebt

40 friedliche Tage, denn ihm wird verschwiegen, was seinen

sieben Söhnen angetan wurde.. Auch, als er es erfährt, wird er

seine Familie nicht verlassen und auch nicht, als im Herbst 1944

die Faschisten erneut zurückkehren, um das Anwesen in Brand

zu setzen. Am 15.November 1944 erreicht ihn ein erneuter

Schicksalsschlag. Seine Frau Genoeffa stirbt an den Folgen

der Trauer um ihre sieben Söhne, deren Tod als das schwerste

menschliche Verbrechen in die Lokalgeschichte eingeht.

Für 25 Jahre wird er eine Symbolfigur sein, die in Italien

von den schweren Jahren des Wiederstandes berichten wird.

Auch wenn er sich trotz Leid zu Hause am Wohlsten fühlt,

wird er für 25 Jahre als "Papa Cervi" durch Italien reisen

und durch sein authentisches Auftreten auf offiziellen Kundgebungen

viele Emotionen hervorrufen. Trotz fortgeschrittenen Alters und dem

bleibenden Schmerz des Verlustes seiner Söhne bleibt er standhaft

und öffnete so manchem die Augen über das Geschehene.

Zum Symbol wird sein Hut, den er respektvoll und ausschließlich

in öffentlichen Räumen abzunehmen pflegte.

Die erhaltenen sieben Silbermedaillien von militärischem

Wert für seine sieben Söhne präsentierte er mit nüchternem Stolz.

Eine Figur war geschaffen, um in die italienische Geschichte

einzugehen, die Symbole braucht, um sich in ihr wiederzuspiegeln.

Sein Zuhause wird ein Anziehungspunkt und zum Symbol des

nationalen Wiederstandes